Bezirksblatt St. Pölten – IM SCHREIEN LIEGT DIE KRAFT
Die Angst vor dem Angriff: Selbstverteidigung will gelernt sein.
Die Stadtpolizei zeigt, wie es geht.
ST. PÖLTEN (pw). „Tritt zu!“, schallt es durch den Raum. Der Fuß trifft direkt in die Magengegend des Gegenübers. „Hau ab!“ Die Kraft ist im Raum nicht nur hörbar, sondern auch spürbar. Die agierenden Personen sind ein Polizist und eine Frau. Der Tatort ist das Vereinshaus des Polizeisportvereins in St. Pölten. Hier handelt es sich aber nicht um eine Straftat, sondern um den Selbstverteidigungskurs der Stadtpolizei. Zwei Mal im Jahr werden Damen in Sachen Körpersprache, Abwehr und Nahkampftechniken trainiert.
Und so mancher Schlag sitzt wirklich. Das bekommen auch die beiden Trainer zu spüren. Peter Praxl und Michael Wolfsberger müssen ganz schön einstecken. Denn die anwesenden Damen nehmen die Sache wirklich ernst. Und das ist auch gut so. Zu Beginn gibt es eine Einführung zum Thema Pfefferspray. Hier sollte man auf Qualität setzen und beachten, dass man von der Sprühwolke auch selbst betroffen sein kann.
Nach einem leichten Aufwärmen geht es los. Die beiden Polizisten wappnen sich mit Pölstern gegen die kommenden Schläge. Es geht reihum. Eine Frau nach der anderen darf ihre Kampftechniken üben und präzisieren. „Super gemacht“, lobt Praxl. „Aber ohne Schutz möchte ich die Tritte nicht kassieren.“ Und genau das ist das Ziel: Die Frauen sollen wissen, wie sie sich in einer Angriffssituation wehren können. Wenn sie jemand am Handgelenk festhält, oder von hinten packt. Hier lernen sie die Techniken, um dem zu entkommen. Auch Handys und Schlüssel können dabei als „Waffe“ dienlich sein. „Selbstbewusstes Auftreten steht an oberster Stelle, es vermittelt, dass man kein Opfer ist“, erklärt Praxl. „Die Stadtpolizei bietet seit 20 Jahren Kurse an. Das zeigt, dass das Grundbedürfnis da ist. Wir wollen auch präventiv auf Gefahren aufmerksam machen“, sagt Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler.
Zahlen & Fakten
Laut Kriminalstatistik gab es 2017 vier Vergewaltigungen (2016 waren es 13) und rund 100 Betretungsverbote (häusliche Gewalt). Die Dunkelziffer soll bei Sexualdelikten, laut Experten, zehn Mal höher sein. „Das subjektive Angstempfinden ist im Ansteigen, auch wenn nicht mehr passiert“, erklärt Kursleiter Hugo Schläger von der Polizei St. Pölten. „Das subjektive Sicherheitsgefühl hat viel mit der allgemeinen Sicherheitslage weltweit zu tun. Es ist viel im Umbruch, die Menschen sind unsicher. Man registriert teilweise gar nicht mehr, wo sich ein Verbrechen ereignet“, so Bäuchler.
Kursangebot
Der Kurs dauert sieben Wochen und findet wöchentlich in Doppelstunden statt, der Kursbeitrag beträgt 70 Euro. Weitere Infos unter 0664/8248971 oder 059133351002 oder per Mail an Hugo.schlaeger@polizei.gv.at.
Anmeldungen für Frühjahr 2019 warden bereits entgegen genommen !